Jagdkolumne Lucas von Bothmer – Jagd und Leidenschaft

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@Pauline von Hardenberg

Früher war nicht alles besser, aber vielleicht doch die Verbindung zwischen Jagd und Leidenschaft.

Zum Beispiel die Arbeit in den Landesforsten. Dort war Jagd noch wichtig, Profit noch nicht alles. und Mitarbeiter waren noch saumäßig passioniert.

Alexander von Bülow hatte den schönsten Job der Welt. Als Oberlandesforstmeister von Mecklenburg jagte er zu Beginn des letzten Jahrhunderts im Paradies. Wer nun aber glaubt, das Waidwerk auf zigtausenden von Hektar zwischen Müritz und Ostsee sei nur Müßiggang gewesen, dem sei gesagt: Ab und an musste auch v. Bülow durchaus mal einen schweißtreibenden Holzeinschlag durchführen (lassen). Gelegentlich wurde er sogar in seiner Amtsstube gesehen!

Sauen Wildschwein Jagd Jägermagazin hunting wildboar

©Pauline von Hardenberg

Jagd und Leidenschaft war eins Einheit

Die allerdings war geschmackvoll eingerichtet. Außerdem gab es dort weder eine Stechuhr, noch ertönte irgendwo das unerträgliche Gesabbel notorisch witzloser Radiomoderatoren. Abends traf v. Bülow seine Freunde im Wirtshaus, oder er bewirtete Gäste daheim. An kalten Winterabenden servierte er ihnen Wildbraten und heißen Grog. Ansonsten jagte er. Rothirsche, Ernteschaufler, Kahlwild, Schnepfen, Rehböcke, Stockenten, Füchse und natürlich Sauen.

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©Pauline von Hardenberg

Oh, wie die Welt sich doch verändert hat! Bei heutigen Forstbeamten hört man meist nur Stöhnen und Wehklagen, wenn sie aus ihrem Berufsalltag erzählen. Zähneknirschend künden sie von der leidigen Aktenablage, von der mühsamen Mittelknappheit im öffentlichen Dienst, von der muffigen Enge ihrer neonhellen Amtsstuben. Und die wenigen Glückspilze unter ihnen, die wirklich noch ein schönes, weil jagdlich erfülltes Berufsleben haben, machen das, was hierzulande alle klugen Leute tun, denen es gut geht: Sie halten den Mund. Denn auch Jägerdeutschland ist leider eine Neidgesellschaft. Und wenn die Leute etwas noch mehr aufregt als Spitzenreviere, für die einer viel Geld bezahlt, dann sind es Spitzenreviere, in denen einer auf Jagd geht, der dafür auch noch Geld kassiert!

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©Pauline von Hardenberg

Jagd und Leidenschaft – Die Erinnerungen von Bülows

Das war vor hundert Jahren ganz anders: Damals genoss der öffentliche Dienst noch Hochachtung. So schildert v. Bülow beispielsweise in seiner Biografie, dass die Menschen in der Straßenbahn aufstanden, um ihm, der im Dienstgrad eines Generals rangierte, Platz zu machen. Mit Stolz erfüllte die Uniform der Forstpartie ihren Träger. Beim Wort „Förster“ dachten die Leute nicht gleich an Martin Rombach aus dem „Forsthaus Falkenau” – beim Wort „Wildtiermanagement“ aber hätten sie einen ratlos angeschaut. Damals wurden Forststudenten noch jagdlich geprägt. Sie waren noch nicht wildfeindlich – und die meisten von ihnen besaßen noch eine gehörige Passion. Dem trug der Staat Rechnung – und gewährte ihnen mehrfach im Jahr „Jagdurlaub“. Der lohnte sich noch, denn damals waren Landesforste noch Refugien für das Schalenwild – und keine leergeschossenen Holzspeicher.

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©Pauline von Hardenberg

Die schönsten Dinge geschehen aus Leidenschaft

Mitarbeiter wie Alexander v. Bülow waren weder eißige Arbeitsbienen, noch kühle Betriebswirte. Aber sie haben ganz sicher ihr Wild geliebt. Ihren Job haben sie nicht aus Pflichtbewusstsein ausgeübt, sondern aus einer Motivation heraus, zu der sich heute nur noch wenige Forstmänner bekennen: Leidenschaft . Dabei ist es doch nur sie, die den echten Jäger bei Wind und Wetter hinaus treibt. Denn nur sie lässt uns Zufriedenheit und Glück beim Jagderfolg verspüren. So mag mit Männern wie v. Bülow ein Jägertraum vergangener Tage verblichen sein. Doch eine Erkenntnis ist geblieben: Die schönsten Dinge im Leben kann man nicht kaufen. Die schönsten Dinge geschehen aus Leidenschaft.