Jagd mit Nachtsichtgerät – was kann das Janke NSV?
Es ist Juli, wir sind zwei Wochen vor der Ernte. Der Schaden im Weizen ist heftiger als alles, was ich in Deutschland je gesehen habe. Rotten zwischen zehn und 50 Stück brechen jede Nacht aus den angrenzenden Auwäldern und fressen die Ähren von den Halmen. Die Wälder gehören nicht zum Betrieb, sie sind ohnehin im Sommer unbegehbar: Milliarden von Mücken greifen schonungslos an. Doch sie sind eine Wohltat, verglichen mit der allabendlichen Stippvisite der Sauen. Jeder Besuch verursacht Haarsausfall bei meinem Chef, und der ist sowieso schon fast kahlköpfig. Als ich ihn frage, wie ich Sauen schießen könne bei Neumond, da beginnt er schallend zu lachen!
Er reicht mir mit grimmigem Gesichtsausdruck ein Jahnke-Nachsichtgerät, Modell NSV-Kompakt 1 x 56 Super Gen. Es kostet 4,180 Euro in der Basisausführung und macht, montiert auf das große Zeiss-Glas, einen furchterregenden Eindruck. Die Befestigung ist jedoch kinderleicht.
Jagd mit Nachtsichtgerät – Taghell in der Nacht
Als ich drei Stunden später auf dem Weg zur Verteidigung eines 120 Hektar Rapsschlages aufbreche, habe ich noch immer das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Doch mein Chef ist den Ideen der deutschen Waidgerechtigkeit nicht sonderlich zugänglich. Als das Büchsenlicht schwindet, schaue ich durch das Glas – und traue meinen Augen kaum. Es ist Tag, mitten in der Nacht! Ich kann es kaum fassen. Eine halbe Stunde später kracht es im Sumpf hinter mir. Nach kurzer Stille tritt eine Riesenbache auf das Vorgewende am Weizen. Ich kann ihren langen Wurf und auf 60 Meter sogar ihre angesogenen Striche im Absehen erkennen. An einen Schuss ist also nicht zu denken.
Jagd mit Nachtsichtgerät – die moralische Frage
Wieviele Leute hätten ohne diese Technik wohl in eben dieser Sekunde den Abzug betätigt? Man spricht nicht gerne darüber, aber eine führende Bache stirbt vermutlich häufiger als ein falscher Hirsch. Ist das waidgerecht? Was heißt eigentlich waidgerecht? Ich beginne zu grübeln – über Bachen und Hirsche, mit Strichen und ohne Krone –und die Frage nach zeitgemäßer Jagdethik.
Jeder entscheidet selbst
Kurze Zeit später trappeln zehn Streifenhörnchen über den Weg. Die Kleinen machen nicht viel Schaden. Eine halbe Stunden später aber kommen sechs Überläufer, von denen ich zwei erlegen kann. Ich schieße, repetiere, schieße, repetiere – und panisch laufen die Sauen zurück in den Wald. „Wir sehen uns morgen“, denke ich, montiere das Gerät ab und lasse es wieder tief im Rucksack verschwinden.
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