Die Drückjagd auf Sauen ist herausfordernd, teilweise extrem schnell und bedarf besonderer Schießfähigkeiten. Es gibt wohl kaum jemanden, der das besser unter Beweis stellt als Franz-Albrecht Oettingen, Shooting-Star der Drückjagdszene.
Im Gespräch mit SAUEN – Chefredakteur Dr. Lucas von Bothmer erläutert Franz-Albrecht Oettingen einige seiner Erfolgsgeheimnisse und gibt wertvolle Ratschläge für jeden Drückjagdschützen.
Drückjagd auf Sauen – Was steckt hinter dem Mythos?
Sie sagen, er schieße 800 Sauen im Jahr. Im Keller habe er ein Schießkino. Sein Vater sei Olympiasieger im Trap gewesen – und sogar seine kleine Schwester repetiert schneller an der Backe als eine Gatling Gun (Anm. d. Red.: Repetiergeschütz). Jeden Herbst hiefe ein Gabelstapler die Patronen in seinen Keller, und seine Bergehelfer werbe er stets bei der bayerischen Meisterschaft im Tauziehen ab. Es gibt viel, was man sich über Franz-Albrecht, Erbprinz zu Oettingen-Oettingen und Oettingen-Spielberg, so alles erzählt.
Geschichten zum schmunzeln
„Das meiste davon höre auch ich zum ersten Mal – das mit dem Gabelstapler zum Beispiel“, sagt er selbst mit einem lustigen Funkeln in den Augen. Und dennoch: Nach jedem neuen Film bruzzelt die Gerüchteküche an deutschen Jägerstammtischen leise weiter. Während die einen wissen, er habe mit der Jagd ganz aufgehört, glauben die anderen, er bilde inzwischen Scharfschützen aus. Doch für sie alle gilt: Ihr Schwarzwildfieber ist noch da, die Ehrfurcht vor ihm noch immer groß. Denn nie zuvor gab es einen wie „Franz-Albrecht“ in Deutschland, ja in ganz Europa. Einen, der sechs Sauen in sechs Sekunden erlegt. Einen, der weit schießt und nahbar bleibt; der Beute macht, doch ethisch jagt; der mit Worten umgehen kann, doch lieber Taten sprechen lässt. So wie in Südschweden, wo er seine erste Pressekonferenz gab.
Das wird Franz-Albrecht Oettingen am häufigsten gefragt
„Wie trainierst du für die Drückjagd auf Sauen?“, wollen die angereisten Journalisten von ihm wissen. Aufgeregt schreiben sie mit. Und was als kleines Seminar für einen befreundeten Schießkinobetreiber gedacht war, entwickelt sich zu einer öffentlichen Shooting- Show – mit Besuchern und Jagdpresse. Sechs schwedische Redakteure löchern den jungen Mann mit Fragen – seit über einer Stunde. Ob er auch mal vorbeischieße. Wie man sich steigern könne als Schütze. „Wir alle“, sagt Franz- Albrecht, „dürfen niemals im Wald üben, sondern nur auf dem Schießstand oder in Kinos. Tiere sind keine Zielscheiben. Und auch wenn wir es uns nicht gern eingestehen: Wir alle machen Fehler. Es ist unsere Pflicht, diese zu minimieren. Daher kam mein Ehrgeiz, der bestmögliche Schütze zu werden, der ich sein kann.“
Schießfehler bei der Drückjagd auf Sauen?
Was seine Schießfehler seien, wird er gefragt. „Manchmal fange ich an zu mucken.Und dann trainiere ich das abends weg.“ Und wie? „Trockentraining. Beim komplexen Kugelschuss geht alles um unser Muskelgedächtnis und psychologische Abläufe.“ Bevor aber heute der erste Schuss fällt, überprüft FAOS den Anschlag aller angereisten Jäger. „Ihr Schaft ist Ihnen zu lang”, enttäuscht er eine junge Schwedin, deren Make-up ihre Hoffnung auf eine private Nachhilfestunde bei FAOS unterstreicht. „Wenn Sie ohne Patrone abziehen“, erklärt er einem gestandenen Waidmann, „dann sehen Sie, wie Sie mucken. Erinnern Sie sich, dass das Gewehr Ihnen nichts tut.“
Dann lädt er selbst seine Büchse, atmet tief ein, halb aus, schlägt an, schwingt vor die Sau – und trifft sie hochblatt. Unspektakulär sieht das aus. Routiniert, konzentriert, passioniert. Das steckt an: Am Ende der Einheit hat jeder Teilnehmer dazugelernt, und FAOS dankt seinen Schülern: „Es hat Spaß gemacht mit Ihnen. Wir haben gesehen, dass wir alle eine Sau regelmäßig gut erwischen können, wenn wir ausdauernd üben. Und zwar nicht in meinem Keller oder in Ihrem Revier, sondern hier, im Schießkino.“
Die fünf ultimativen Tipps für die Drückjagd auf Sauen von Franz-Albrecht Oettingen
Tipp 1 : Haltepunkt bei flüchtiger Sau
„Aim high and swing through. Der Gebrechschuss ist das Schlimmste, was passieren kann. Darum habe ich mir angewöhnt, auf Höhe der Lichter der Sau anzuhalten. Das Vorhaltemaß hängt dann wiederum davon ab, wie schnell ich schwinge, wie schnell die Sau ist und wie weit sie entfernt ist. Wenn ich aber auf Lichterhöhe anhalte, habe ich einen dreifachen Vorteil: Wenn ich mucke, rutsche ich tief und bin noch immer im tödlichen Bereich. Wenn ich vorbeischieße, treffe ich gar nicht. Komme ich hinten ab, dann sitzt die Kugel oft noch immer tödlich.“
Tipp 2 : Ins Ziel zeigen
„Wenn Sie Tennis spielen, dann werden Sie feststellen, dass Sie den Schmetterball besser treffen, wenn Sie vorher mit dem freien Zeigefinger darauf gezeigt haben. Genauso ist es mit der Hand, die den Vorderschaft hält: Wenn Sie den Zeigefinger ausstrecken, parallel zum Schaft, dann stabilisieren Sie so den Lauf in der Horizontalen. Diesen Trick hat mir ein Ex-Olympiaschütze in der laufenden Scheibe verraten – und er funktioniert garantiert.“
Tipp 3 : Abzugskontrolle und Trockentraining
„Im Schießkino versuche ich meist, nicht mehr als 40 Schuss zu machen. Danach fängt man entweder an, wie wild zu ballern oder zu mucken. Um dieses Mucken zu therapieren, lasse ich dieselben Filmsequenzen laufen und ziehe ohne Patrone ab. Dabei merkt man sofort, ob man aus Angst die Augen zukneift oder ob man wirklich gleichmäßig abzieht. Es ist für gutes Schießen unerlässlich, dass sich im Schuss ausschließlich die Zeigefingerkuppe bewegt – nicht der Kopf, nicht der Arm, nicht die Hand.“
Tipp 4 : Anschlag-Atmungscheck
„Schließen Sie die Augen, schlagen Sie Ihre Waffe an, öffnen Sie Ihre Augen wieder: Schauen Sie mittig durch? Denn bei sehr vielen Jägern ist das nicht der Fall, ihnen passt ihr Schaft nicht. Das liegt auch daran, dass Stangenwaffen beliebig geschäftet sind, obwohl wir ja alle unterschiedlich groß sind und verschieden anschlagen. 2. Atmen Sie tief ein – und langsam wieder aus. Bis zu dem Punkt, an dem Sie das Gefühl haben, körperlich ruhig zu sein. Meist bei einem Drittel Lungenvolumen. Nun haben Sie Ihre Anschlagatmung gefunden.“
Tipp 5 : Durchschwingen
„Es gibt Situationen, in denen man den Frischling ins Ziel laufen lassen muss. Auf engen Schneisen etwa. Selbst dann mache ich aber noch einen letzten, kleinen Schwenk in Laufrichtung der Sau. In anderen Fällen versuche ich, aufzustehen und durchzuschwingen. Ich hole mir jeden einzelnen Frischling ab, nehme seine Geschwindigkeit auf und fahre mit dem roten Punkt durch ihn durch, bevor ich abziehe. Wichtig: Das Vorhalten ist in Wahrheit ein Vorschwingen – und je schneller ich schwinge, desto weniger muss ich vorhalten! Aber wir dürfen niemals im Schwung anhalten! Generell gilt die Regel: Die Situation bestimmt die Strategie – nicht umgekehrt.“
Ähnliche Beiträge