Die Drei-Kaiser-Jagd im Saupark Springe
Könige und andere hohe Würdenträger gingen seit Bestehen des Mauerparks dort ein und aus. Höhepunkt des Blaublütertreffens stellte die Drei-Kaiser-Jagd im Jahre 1874 dar. Zu diesem eingestellten Jagen waren neben Kaiser Wilhelm I. noch Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich sowie der russische Zar Alexander II. zugegen. Der heutige Maralbestand im angrenzenden Wisentgehege (Besucherpark) geht auf Zar Alexander II. zurück, der diesen zum Geschenk machte.
Ein weiteres Geschenk ist der Muffelwildbestand. Der damalige Sultan von Marokko, Mulai Abd al-Hafiz, bedankte sich mit den Wildschafen für den von Kaiser Wilhelm II. befohlenen sogenannten „Panthersprung nach Agadir“. Dabei ging es um kolonialpolitische Interessen in Afrika. Das Kanonenboot SMS Panther sowie zwei weitere Kriegsschiffe wurden nach Marokko entsandt, das bereits französische Kolonie war. Dieser „Panthersprung“ galt als Droh- gebärde gegenüber Frankreich und als Auslöser der zweiten Marokkokrise. Zu deren Ende hin schenkte der Sultan dem Saupark mehrere Stück Muffelwild. Seit nunmehr über 100 Jahren zieht dieses Wild im Saupark seine Fährte – ohne nennenswerte Krankheitserscheinungen oder Blutauffrischungen.
39 Sauen an einem einzigen Stand!
Als jagdversessener Thronfolger war Erzherzog Franz Ferdinand häufig Gast in Springe. Seine vollständig erhaltenen Schusslisten lassen auf insgesamt 274.889 Kreaturen schließen, die er in aller Herren Länder erlegte. Kurz vor seiner Ermordung in Sarajewo schoss er im Saupark noch 39 Sauen – auf einem einzigen Stand. Dieser Stand befand sich an einer 200 Jahre alten Eiche. Ihm zu Ehren trägt dieser Baum nun den Namen Franz-Ferdinand-Eiche.
Auch Hermann Göring war ein jagdversessener Zeitgenosse. Allerdings vorwiegend in ostpreußischen Revieren. Dennoch lud er ebenso in Springe seine Büchse und schoss kapitale Trophäenträger.
Heutiger Wildbestand im Saupark Springe
Der heutige Sommerbestand im Saupark beträgt ungefähr 500 Stück Schwarzwild, 120 Stück Damwild und 50 Stück Muffelwild. Geschossen werden im langfristigen Mittel jährlich 300 Stück Schwarzwild, 50 Stück Damwild und 25 Stück Muffel- wild. Bis zum Jahr 1957 war auch Rotwild vertreten. Da die fünf Schalenwildarten – Rehwild kommt vereinzelt vor, die Marale sind im Wisentgehege – jedoch nicht harmonierten, entschloss man sich zum Totalabschuss des Rotwildes. Auch die Sauen mussten bereits dran glauben. In den 1960er Jahren sah sich der damalige Forstamtsleiter gezwungen, aufgrund von Inzuchterscheinungen den seinerzeitigen Schwarzwildbestand auszulöschen und neu zu etablieren. Seitdem erfreut sich das Schwarzwild bester Gesundheit. Ein weiterer Totalabschuss samt Neuansiedlung war auch vor zehn Jahren nötig. Diesmal galt es dem Damwild. Dieses zeigte über Jahre hinweg starke Erkrankungserscheinungen. Der Abschuss dauerte drei Jahre.
Der Herr des Hauses
Kümmerten sich in früheren Jahren drei Forstämter und zwei Berufsjäger um das Gedeihen des Sauparks, so ist es heute nur noch ein Forstamt. Seit bereits 21 Jahren ist Forstamtsleiter Joachim Menzel Herr im Hause Springe. Ihm obliegt die Bewirtschaftung des Forstes sowie der Jagd. Der Nimbus, den die Geschichte dem Saupark verleiht, ist der wahre Reiz für Menzel. In landschaftlicher Traumlage arbeiten zu dürfen, wo einst Kaiser und Könige jagten, ist ein dankenswertes Geschenk.
Das Ende der Staatsjagden im Saupark Springe
Gehörte Springe lange Zeit zu wechselnden Fürsten-, Königs- und Kaisertümern, so befindet es sich seit dem Jahr 1949 auf niedersächsischem Gebiet. Jagdherr ist seitdem der jeweils amtierende niedersächsische Landwirtschaftsminister. Die Tradition der Staatsjagd wurde beibehalten – bis 2013. Zwar kamen nicht mehr unbedingt Könige und Kaiser aus fernen Ländern, jedoch hohe Politiker zwecks Pflege diplomatischer Beziehungen. Dies fällt nun zukünftig weg.
Lernfähige Bachen und kampflustige Keiler
Das Schwarzwild im Saupark ist überaus intelligent und lernfähig. Vertraut im Alltag, doch argwöhnisch und misstrauisch an Jagdtagen. Es hat im Laufe der Jahre sehr erfolgreich gelernt, wann von den Zwe beinern Gefahr ausgeht und wann nicht. Sieben- bis achtjährige Bachen sind im Park keine Seltenheit.
Somit ist der Erfahrungsschatz dieser Stücke enorm groß und die Sauen extrem pomadig und schwer auf die Läufe zu bringen. Nicht selten wird beobachtet, wie die erfahrenen Bachen die Jagdstände ausspähen, um sie dann mit der Rotte weiträumig und außerhalb der Schussmöglichkeit zu umgehen. Auch hat sich bei den Keilern eine erhöhte Aggressivität breit gemacht. Geschlagene Hunde sind leider häufiger zu beklagen.
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