Wie oft bekommt Schwarzwild Nachwuchs?

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Frischlinge unterschiedlichen Alters sind das Resultat unterschiedlicher Frisch- termine, die durch den Rauschzeitpunkt der Bachen bestimmt werden. ©Silvio Heidler

Wann frischt Schwarzwild?

Erstens hängt der Frischzeitpunkt natürlich zunächst einmal vom Zeitpunkt des Beschlages ab, also der Rausche. Deshalb muss sich der zweite Teil, und damit der Kern der Antwort, darum drehen, warum Stücke scheinbar immer früher bzw. immer häufiger rauschig und somit beschlagfähig werden. Denn eigentlich beschäftigen sich schon seit Jahrzehnten Studien mit der Fortpflanzungsbiologie des Schwarzwildes. Mal finden Wissenschaftler die berühmte Synchronrausche, mal bleibt sie völlig unentdeckt. Nachgewiesen ist, dass unter Gatterbedingungen und verwandten Stücken häufig eine maximale Eisprungverzögerung von acht Tagen beobachtet werden konnte. In der freien Wildbahn zeigen andere Studien aus ganz Europa, dass das ganze Jahr gerauscht und gefrischt werden kann und den größten Einfluss darauf Fraß und Witterung haben.

Ist es die Jahreszeit?

Weibliche Stücke müssen in die Fortpflanzung mehr investieren als männliche Stücke. Tragzeit und Jungenaufzucht stellen hohe Anforderungen an das Muttertier, so dass sie unter ungünstigen Bedingungen vermieden werden. Deshalb spielt vor allem der Ernährungszustand eine wesentlich Rolle für den Eintritt der Geschlechtsreife und den späteren Zyklus aus Rausche, Tragzeit, Laktation und Frischlingsaufzucht. Der Zyklus des Schwarzwildes hängt im Unterschied zu den anderen Schalenwildarten nicht vollständig von der Jahreszeit ab.

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©Silvio Heidler

Während bei den geweihtragenden Arten die Produktion der Sexualhormone maßgeblich von der Tageslänge abhängig ist, kann Schwarzwild dessen Einfluss durch andere Faktoren wettmachen, so dass es ganzjährig rauschen kann. Wird eine Ricke oder ein Tier nicht während der eigentlichen Brunft beschlagen (Nachbrunft eingeschlossen), erfolgt der nächste Eisprung erst im folgenden Jahr. Nicht so bei Sauen. Nimmt eine rauschige Bache nicht auf, wiederholt sich ihr Zyklus in etwa dreiwöchigem Rhythmus.

Ein regulierender Faktor ist dabei das Fettgewebe. Nur wenn ein weibliches Stück eine ausreichende Menge an Weißes angesetzt hat, können an den Eierstöcken Follikel reifen. Dies ist wichtig, denn eine Trächtigkeit kann unter ungünstigen Bedingungen eine Gefahr für das Muttertier darstellen. So regulieren sich Weißansatz und Fruchtbarkeit durch die Fraßaufnahme.

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Da die Jahreszeit bei gutem Fraßangebot und günstiger Witterung für das Schwarzwild an Bedeutung verliert, können Bachen auch in intakten Rotten zur Unzeit frischen. Ausschlaggebend dafür ist der Körperfettanteil. Das Weiße produziert das Hormon Leptin und wirkt auf die Eierstöcke sowie die Produktion von Sexualhormonen, die das Stück rauschig werden lassen. ©jaegermagazin


Schwarzwild braucht die Schwarte

Eine wesentliche Rolle spielt dabei das im Fettgewebe gebildete Hormon Leptin. Es wird in den Adipozyten gebildet und in den Blutkreislauf abgegeben. Seine Produktion beginnt bereits kurz nach der Geburt und steigt bis zum Erreichen der Geschlechtsreife stetig an. Im Verlauf von Rausche, Trächtigkeit, Laktation und erneuter Rausche schwankt die Leptinkonzentration im Organismus im Einklang mit dem Körperfettanteil. Mangelsituationen, ob durch kurzfristige oder längere Hungerphasen, sowie der Abbau von Körperfett führen zu einem Abfall der Leptinkonzentration und somit zu einer verminderten Bildung bzw. Hemmung von eisprungfördernden Hormonen.

Beim heranwachsenden weiblichen Frischling sorgt nicht nur das bereits vorhandene Körperfett für die Produktion von Geschlechtshormonen, sondern das in den Eierstockfollikeln gebildete Östrogen fördert auch die Bildung von Fettgewebe selbst. Dadurch wird der Pubertätseintritt beschleunigt. Da unter natürlichen Bedingungen die jahreszeitliche Verfügbarkeit von Fraß schwankt, durch Wachstum, Tragzeit und Laktation ein hoher energetischer Bedarf entsteht und die klimatischen Bedingungen ebenfalls Einfluss nehmen, schwankt auch der Körperfettanteil im Laufe des Jahres. Nach Absetzen der Frischlinge muss also zunächst wieder genügend Weißes angesetzt werden, um eine ausreichende Produktion der Geschlechtshormone anzuregen.

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Frischt eine Bache früh im Jahr und kann schnell wieder Weißes ansetzen, sind zwei Runden drin ©Silvio Heidler

Dicke Bachen

Kommt es schon während der Laktation zu Fraßmangel, wirkt sich dieser nicht nur auf die Milchproduktion aus. Auch das Wachstum der Frischlinge wird verlangsamt. Sie erreichen erst spät ein Körpergewicht, das sie unabhängig von der Muttermilch macht, und die Bache reduziert gleichzeitig ihren Körperfettanteil so, dass auch die Rausche erst verzögert einsetzen kann. Für die Frischlinge bedeutet dies, dass sie im ersten Lebensjahr noch nicht in die Pubertät eintreten und deshalb nicht an der Rausche teilnehmen.

Frischt die Bache dann im Frühjahr und die vorjährigen Frischlinge, jetzt Überläufer, sind erst einmal auf sich gestellt, so bedeuten der Verlust der Führung einen erhöhten Aufwand bei der Fraßsuche, geringeren Schutz und damit eine langsamere Zunahme des Körperfettanteils. Dies war vor allem der Fall, als noch nicht ein Mastjahr auf das nächste folgte und im Sommer nicht ächendeckend Feldfrüchte zur Verfügung standen. Der Rottenverband stellte unter den Bedingungen, unter denen sich Schwarzwild evolutionär entwickelte, die günstigste Mischung aus Schutz und Ressourcenverteilung dar.

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©Silvio Heidler