Milde Winter sind gut für unser Schwarzwild
Da heutzutage Ressourcen in der Mehrzahl der Jahre kein begrenzender Faktor mehr sind, und auch die Witterung der immer milderen Winter weniger Verlust bedingt, ist es vielerorts keine Seltenheit mehr, dass mehrjährige Bachen im Spätsommer die zweite Partie des Jahres führen und Frischlingsbachen mit sieben Monaten das erste Mal beschlagen werden. Beides muss nicht unbedingt ein Zeichen für desolate Rottenstrukturen sein. Steigt die Reproduktion in jüngeren Altersklassen, so verjüngt sich der Bestand automatisch, da jede Bache in der Regel mehr als einen Nachkommen hat.
Frühe Geschlechtsreife beim Schwarzwild
Das Phänomen der immer früheren Geschlechtsreife, ebenso wie der häufiger aufeinanderfolgenden Eisprünge ist übrigens keine Besonderheit des Schwarzwildes. Auch der moderne Mensch hat im Laufe der Geschichte eine ähnliche Entwicklung durchgemacht. Mit dem Sesshaftwerden und den Fortschritten in der Landwirtschaft wurde die Energie- und Nährstoffversorgung immer besser. Dadurch stieg nicht nur die Fruchtbarkeit an sich, sondern auch das Alter der Geschlechtsreife sank immer weiter ab.
Mensch und Schwarzwild
Allein in den letzten 150 Jahren verringerte sich dieses bei Mädchen von durchschnittlich 16,6 Jahren auf heute etwa elf Jahre. Zu erklären ist dies auch hier mit der besseren Versorgung mit Nährstoffen durch die Nahrung. Denn auch beim Menschen begünstigt Fettgewebe die Produktion von Hormonen wie dem Geschlechtshormon Östrogen. Für Jungs gilt ähnliches, auch bei ihnen sankt das Durchschnittsalter beim Eintreten der Geschlechtsreife. Mensch und Sau sind sich eben auffällig ähnlich.
Ist die Jagd Schuld an der Sauenschwemme?
Studien haben gezeigt, dass das Durchschnittsalter in intensiv bejagten Schwarzwildpopulationen sinkt, ebenso wie das Durchschnittsalter während der ersten Reproduktionsphase. In welchem Zusammenhang dies jedoch steht, konnte bisher nicht geklärt werden – denn neben einer Selektion für frühere Frischzeitpunkte ist ebenso denkbar, dass reproduktionsstarke Populationen lediglich intensiver bejagt werden. Ein direkter Zusammenhang zwischen Reproduktionsrate und Bejagung wurde jedenfalls in allen bekannten Studien durch den Ein uss von Fraß und Witterung überlagert. Es bleibt zu untersuchen, ob damit beispielsweise auch der Verlust der Leitbache ausgeglichen werden kann und ob führungslose Frischlingsbachen im ersten Lebensjahr den Energieaufwand der Reproduktion besser oder schlechter bewältigen als solche, die in intakten Rottenstrukturen leben.
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