Wildschaden vermeiden – Das perfekte Revier von Hubert Witt

Wildschaden vermeiden – Das perfekte Revier von Hubert WittSauen Wildschwein Jagd Jägermagazin hunting wildboar

©Thomas Atwell

Einzäunen mindert nicht den Wildschaden

„Ein Riesenfehler“, wie er selbst sagt. „Heute weiß ich: Die Sauen kommen meist mit Karacho aus dem Wald in die Schläge gedonnert, dabei registrieren sie den Stromschlag kaum. Beim Auswechseln aber ziehen sie vorsichtig aus dem Schutz des Feldes und der neuen Geborgenheit, die Bache bekommt richtig einen gewischt – und die Rotte bleibt tagelang drin. Bis Durst und Drang nach tierischem Eiweiß zu hoch werden und sie ausbrechen, machen sie richtig Schaden.“

Verheerend für die Ernte, eine Katastrophe für den Pächter. Hubert Witt saß an, im Wald, im Feld, im Sommer wie im Winter. Er schoss zwischen 15 und 25 Sauen pro Jahr, doch waren diese unstet in ihren Marschrouten, kaum auszurechnen und die Schäden nahmen eher noch zu.

Die Lösung gegen den ausufernden Wildschaden

Witt wurde unruhig, er suchte fieberhaft nach einer Lösung. Doch die Reihenfolge von Versuch und Irrtum ließ sich partout nicht umkehren. Bis er irgendwann eine interessante Beobachtung machte: Neben einem frisch gepflügten Wildacker hatte er eine Kirrung angelegt. Am nächsten Tag hatten die Sauen den Acker bis in die letzte Ecke nach Engerlingen und Würmern durchsucht. Die kleine Futterstelle aber lag platt und unberührt da, sie zeigte nicht eine Fährte. Nachdem Witt den Acker erneut durchpflügt hatte, ergab sich tags darauf das gleiche Bild. Daraufhin pflügte er die Kirrung ebenfalls unter.

Am nächsten Tag dann die Gewissheit: So gerne die Sauen unversehrte Grasnarben auch umbrachen; für ein bereits aufgelockertes Erdreich ließen sie alles stehen und liegen. Überall, wo die Vorarbeit bereits für sie geleistet war, wo es nach Regenwürmern und Walderde duftete, steckten sie ihren Wurf mit Freude hinein. Was banal klingt, ließ eine weit bedeutsamere Schlussfolgerung zu: Wenn Schwarzwild eine dauerhafte kognitive Wahrnehmung besitzt und es deshalb so schwer ist, es zu reduzieren – warum also diese Lernfähigkeit nicht ausnutzen?

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©Pauline von Hardenberg

Man muss die Sauen verstehen

Hubert Witt erdachte ein Jagdsystem, wie es in seiner Ausgeklügeltheit selten sein dürfte in Deutschland. Von März bis Oktober bleiben seine fünf Wühlstreifen Wildruhezonen, Sandbänke im Kiefern- meer, auf denen das Schwarzwild schon vor Wochenfrist bei bestem Büchsenlicht zu brechen beginnt. Etwa alle fünf Tage werden sie neu beschickt, dazu reichen schon einige Hände aus seiner „Snackbox“, deren Geheimnis der „Hannwasti“, wie sie Witt in Bayern nennen, gern preisgibt: „Sauen wollen beschä igt werden, sie lieben das Erfolgserlebnis – Kirrgut muss untergepflügt werden, dann reichen schon wenige hundert Gramm.“ Dieses besteht aus Rosinen, Eicheln, Mais – und dem Additiv B12 von Hagopur.

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©Thomas Atwell

Vom Frischling gelernt

Auch das hat einen besonderen Grund: Einst bekam Hubert Witt einen verlassenen kleinen Frischling von einem Landwirt überantwortet. Er entschied sich dazu, diesen zu „adoptieren“ und selbst aufzuziehen. Doch „Willi“ war ein Problemkind. Sobald dem Säuglingsalter entwachsen, attackierte das kleine Borstenviech den Rasen mit Wonne – bis sein Ziehvater auf die Idee kam, Willis Futter um das Vitamin B12 anzureichern. Dieses soll den Bedarf nach tierischem Eiweiß ersetzen. Und tatsächlich – immer wenn Willi „Hagopur“ ins Futter gemischt bekommen hatte, konnte sich der Witt ́sche Rasen etwa fünf Tage lang erholen.

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©Pauline von Hardenberg

Hubert Witt – Der Saupädagoge

„Ich bin ein Saupädagoge“, sagt Hubert Witt – und so richtig scherzhaftmeint er das nicht. Doch der Weg dorthin war ebenso steinig wie das nah gelegene Erzgebirge. Denn der Teufel steckt meist im Detail, und genau hier setzt der „Saupädagoge“ an, stets bereit, dazuzulernen. „Der Schlüssel liegt immer bei den Leitbachen. Sie entscheiden alles. Sie haben ein Elefantengedächtnis, sie machen Fehler selten zweimal, aber sie honorieren auch das Vertrauen des Jägers.“ Den Abschuss der führenden Muttertiere, der Leitbachen, hält Witt für den schlimmsten Fehler, den der schadensgeplagte Revierinhaber ma- chen kann. Diese Einsicht ist die Grund- lage für sein Wildbewirtscha ungssystem.

Die vier Säulen gegen Wildschaden durch Wildschweine

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©Pauline von Hardenberg